Filmfestival Max Ophüls Preis

Das Filmfestival Max Ophüls Preis widmet sich seit über 40 Jahren der Präsentation und Förderung des deutschsprachigen Nachwuchsfilms. 1980 auf Initiative von Michael Beckert, Wilfried Dittmar und Albrecht Stuby in Saarbrücken gegründet, wurde das Festival nach dem dort geborenen jüdischen Regisseur Max Ophüls benannt, der 1933 vor den Nazis fliehen musste.

Die konzentrierte Ausrichtung ausschließlich auf Arbeiten neuer Talente aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg unterstreicht die Bedeutung des Filmfestivals Max Ophüls Preis als wichtigstes Forum für den Filmnachwuchs im deutschsprachigen Raum, in dessen Mittelpunkt der Kinofilm als audiovisuelle künstlerische Erzählform steht. Durch seine Namensgebung fühlt sich das Filmfestival zudem ganz besonders auch der Auseinandersetzung mit politisch und sozial relevanten Themen verpflichtet. Acht Leiter:innen haben das Festival durch die Jahre geprägt und es zu heutiger Größe wachsen lassen: Mit sieben Festivaltagen und verschiedenen Kinospielorten in Saarbrücken und im Saarland hat es vor der Pandemie um die 45.000 Besuche verzeichnet.

Das Filmfestival findet jährlich in der dritten oder vierten Januarwoche statt und umfasst in vier Wettbewerben sowie verschiedenen Nebenreihen ein Programm von über 140 Filmen. Es richtet sich an Mitglieder der deutschsprachigen Nachwuchsfilmbranche, an Vertreter:innen von Presse und Filmindustrie und zeichnet sich als Publikumsmagnet überdies durch eine starke Verankerung in der Stadt und im Saarland aus. So dekorieren jährlich über 100 Einzelhändler ihre Auslagen in den Festivalfarben, viele öffentliche Gebäude erstrahlen während der Festivalwoche abends in Blau, und das Festivalpatenprogramm zählt mittlerweile über 60 treue OphülsFans, die je des Jahr durch ihre Spende das Festival in einem wichtigen Ausmaß unterstützen.

Als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Landeshauptstadt Saarbrücken hat das Festival einen wichtigen Stellenwert in der regionalen Kulturlandschaft und zählt zu den wichtigsten kulturellen Leuchttürmen des Saarlandes. Über die Landesgrenzen hinaus ist es eine feste Größe im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus europaweit bekannt.

Mit heute 18 Preisen und einer Gesamtdotierung von 118.500 Euro — darin enthalten zwei Verleihprämien und in jedem Wettbewerb ein Publikumspreis — unterstützt das Festival auch finanziell den filmischen Nachwuchs. Das stetig wachsende Branchenprogramm macht das Festival zu einem wichtigen Ort des Netzwerkens und zur bedeutenden Austauschplattform für die deutschsprachige Branche mit Fokus auf den Filmnachwuchs.

(Svenja Böttger, Oliver Baumgarten)

Die kommende Ausgabe des Festivals findet
vom 23. bis zum 29. Januar 2023 statt.

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Exzerpt aus Buch / Leseprobe

Auszug aus dem Beitrag „Virales Filmfestival – Die zwei pandemiebedingten Metamorphosen des Filmfestivals Max Ophüls Preis“ von Svenja Böttger und Oliver Baumgarten (Filmfestival Max Ophüls Preis)

Filmfestival Max Ophüls Preis
Als am 27.1.2020 die allererste Covid-19-Infektion in Deutschland offiziell bestätigt wurde, schliefen die Gäste und Preisträger:innen der 41. Festivalausgabe in Saarbrücken noch friedlich ihren Rausch aus. Am Abend zuvor waren bei einer vollbesuchten Gala im E-Werk die Preise einer Festivaledition vergeben worden, deren Bilanz so erfolgreich ausgefallen war wie nie zuvor. Über 45.000 Besuche in sieben Festivaltagen, mehr als 1.300 Fachbesucher:innen, 6.330 Feiernde im Festival-Club Lolas Bistro: Das Interesse am Filmfestival hatte Rekordwerte erreicht, die unsere Grundsatzplanungen für die kommenden Ausgaben bestimmen sollten – bis plötzlich die Frage nach der Zukunft des Festivals geradezu existenzielle Ausmaße anzunehmen begann.

Exakt einen Tag nach Festivalende hatte die Pandemie Deutschland erreicht – fassungslos und etwas benommen verfolgten wir, wie die Kolleg:innen der nachfolgenden Filmfestivals von den Ereignissen der Pandemie überrollt wurden. Die Veranstaltungsbranche im Allgemeinen sowie die Filmfestivals im Besonderen waren auf die Auswirkungen dieser Pandemie und der Gegenmaßnahmen in keiner Weise vorbereitet, zeigten aber ein enormes Maß an Flexibilität und Innovationsbereitschaft. Jedes Festival reagierte auf seine ganz eigenen und auf die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen hin zugeschnittene Weise. Bei uns brauchte es bis zum Frühsommer 2020, bis wir uns auf ein Konzept für die im Januar 2021 bevorstehende 42. Ausgabe einigen konnten – darauf nämlich, dass ein Konzept nicht genügen wird. Insgesamt sechs Szenarien haben wir im Detail entwickelt, durchgespielt und kalkuliert, um uns zum spätestmöglichen Zeitpunkt für das dann richtig erscheinende entscheiden zu können.

Den Kern unserer Überlegungen bildeten vier Punkte, die sich aus unseren Gesprächen als unverrückbare Basis für die Planungen herauskristallisierten:

1. Das Filmfestival sollte auf keinen Fall abgesagt werden. Die Kontinuität erschien uns nicht nur in Bezug auf die stark unter der Pandemie leidenden Nachwuchsfilmschaffenden als essenziell, sondern auch in Bezug auf Erhalt und Stabilität des Filmfestivals selbst.
2. Das Kino als Teil der Festival-DNA sollte so lange wie möglich Mittelpunkt der Planungen sein. Ohne dessen Einbeziehung wären elementare Teile unseres kulturellen Auftrags nicht zu erfüllen.
3. Falls wir aber Filme schon außerhalb des Kinos im digitalen Raum präsentieren müssten, galt die Maxime: Ein Filmfestival ist kein Streaming-Dienst. Es müsste uns gelingen, den soziokulturellen Mehrwert über die bloße Bereitstellung einer Streaming-Umgebung hinaus erheblich zu erhöhen.
4. Ungeachtet aller Neuerfindungen unserer Festivalstruktur wollen wir die bestehenden Verwertungsmechanismen der Filmbranche achten. Mochte die Pandemie mit ihrer teils unvorhersehbaren Dynamik auch bestehende Strukturen infrage stellen, so erschien es uns gerade in dieser etwas unübersichtlichen Situation wichtig, die Filme und ihre Urheber:innen keinen unvorhersehbaren Risiken auszusetzen.

Aus der Orientierung an diesen vier Prämissen haben sich die komplett unterschiedlichen und sicher einzigartig bleibenden Ausgaben 42 und 43 des Filmfestivals Max Ophüls Preis herausgebildet, die in den zwei Pandemie-Wintern 2021 und 2022 jeweils im Januar stattfanden.

Macher:innen

(c) Oliver Dietze

Svenja Böttger

leitet seit 2016 das Filmfestival Max Ophüls Preis und übernahm 2019 auch die Geschäftsführung der gGmbH. Neben Lehrtätigkeiten und Vorträgen an verschiedenen Filmhochschulen und der Universität des Saarlandes, nimmt sie Jurytätigkeiten wahr, ist Mitglied des Gremiums Abspiel der HessenFilm und Medien sowie Jurymitglied der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW). Zudem berät sie Filmschaffende zu Festival-Auswertungsstrategien und co-initiierte 2019 die AG Filmfestival, die bundesweite Initiative der Filmfestivals in Deutschland.

(c) Oliver Dietze

Oliver Baumgarten

studierte Film- und Fernsehwissenschaften, Theaterwissenschaft und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum. Nach Mitgründung des Filmmagazins Schnitt 1995 war er bis Januar 2010 dessen Chefredakteur und veranstaltete über 15 Jahre lang mit Filmplus das europaweit einzige Filmfestival für Filmschnitt und Montagekunst. Baumgarten wirkt als Dozent an verschiedenen deutschsprachigen Filmhochschulen und veröffentlicht Beiträge zu aktuellen und historischen Filmthemen in Zeitschriften und Buchpublikationen.