Film Festival Cologne

Das Film Festival Cologne wurde im Jahr 1991 auf Initiative des damaligen Grimme-Institut-Leiters Lutz Hachmeister und Martina Richter unter dem Namen Cologne Conference als Fernsehteil des Medienforum NRW gegründet. Die Cologne Conference war zunächst ausschließlich als Fachveranstaltung konzipiert und verfolgte das Ziel, deutsche Fernsehschaffende durch ein internationales Konferenz- und Screening-Programm zu professionalisieren und über die Grenzen Deutschlands hinaus zu vernetzen. Schnell öffnete sich der Kongress mit einem Angebot an internationalen TV- und Film-Premieren auch einem breiteren Publikum. In diesem Zusammenhang feierten viele der großen internationalen Serien ihre Deutschlandpremieren bei der Cologne Conference. Die Cologne Conference entwickelte sich sehr erfolgreich und galt für die internationale Branche als „The Gateway to the German Market“, wie die Fachzeitschrift Variety 1999 schrieb. 2007 löste sich die Cologne Conference vom Medienforum und konnte so unabhängig weiterentwickelt werden. Insbesondere der Publikumsteil des Festivals wuchs in den Folgejahren stetig.

2016 erfolgte dann unter dem neuen Namen Film Festival Cologne ein umfassendes Rebranding, und auch das Land NRW, die Stadt Köln und die Film- und Medienstiftung NRW verstärkten maßgeblich ihre Förderung. Zusätzlich zu den Partnern aus der Branche wurden viele weitere, auch branchenferne Unterstützer und Sponsoren gewonnen. Das Film Festival Cologne hat sich seither zu einer festen und beständigen Branchengröße von globaler Strahlkraft entwickelt und zahlreiche internationale Stars wie Jane Campion, Steve McQueen, Lars von Trier, David Lynch, Paolo Sorrentino, Isabelle Huppert, Juliette Binoche, Rami Malek, Mads Mikkelsen, Robert Pattinson, Jon Hamm und Elisabeth Moss in die Domstadt geholt.

Heute ist das Film Festival Cologne eines der führenden Festivals in Deutschland. Es diskutiert die weltweit großen Trends und zeigt die relevanten Produktionen der nächsten Saison und herausragende Arbeiten audiovisuellen Erzählens. Mit Veranstaltungsteilen wie dem weltweit ersten Urban GIF Parcour geht das Festival auch raus aus den Kinos und trägt wichtige Bewegtbildtrends hinein in den öffentlichen Raum. Und, last but not least, findet das Filmfestival seit 2021 unter dem Label FFCGN immer statt: Webseite und Social-Media-Kanäle präsentieren 24 / 7 und 365 Tage im Jahr die Themen Film, Popkultur, Kunst und Gesellschaft mit exklusiven Interviews, hochkarätigen Essays, einer kuratierten Filmauswahl und was sonst noch relevant ist zum Thema „Bewegtbild“. Und auch hier geht es um den organischen Austausch mit der Community und der immerwährenden Freude auf das Neue.

(Martina Richter, Johannes Hensen)

Die aktuelle Ausgabe des Film Festival Cologne findet
vom 20. bis zum 27. Oktober 2022 statt.

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Exzerpt aus Buch / Leseprobe

Auszug aus dem Gespräch “Die Menschen wünschen sich bei der zunehmenden Inhalte-Flut Orientierungshilfe” von Tanja C. Krainhöfer mit Martina Richter und Johannes Hensen (Film Festival Cologne)

(Tanja C. Krainhöfer) Thematisch bewegt sich das FFCGN mit dem Feld „Film, Popkultur, Kunst, Trends, Gesellschaft” deutlich über das klassische Selbstverständnis von Filmfestivals hinaus. Dienen hierbei Festivals wie SXSW und Nowe Horyzonty als Vorbild und welchen Stellenwert hat das Kino eigentlich noch in dieser Vielfalt an Erzählformen?
(Martina Richter) Wir haben seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit dem SXSW-Festival und sogar viele Jahre große Delegationen dorthin nach Austin geführt. Das SXSW ist wichtige Inspirationsquelle, aber das Konzept lässt sich schwer als Blaupause auf ein Festival in Deutschland übertragen, und schon einige haben sich an der Idee einer Kopie die Zähne ausgebissen. Wir nehmen aber aus Austin immer wieder die große Spielfreude an der Verknüpfung von komplexen Themen und der Vernetzung von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Profession mit. Und wie die SXSW verstehen auch wir uns als Kompass und Einordner in einem zunehmenden Dickicht aus digitalen Angeboten und Möglichkeiten.
(Johannes Hensen) Ein Festival wie SXSW beweist auch gut, dass Kino nach wie vor einen hohen Stellenwert hat. Obwohl dort die neuesten Tech-Trends besprochen werden, kommt dem Kino eine gleichberechtigte Bedeutung zu. Und das Geniale ist ja, dass sich dort die Player der verschiedenen Disziplinen begegnen und ein fruchtbarer Austausch zustande kommt, den wir in Deutschland häufig schon im Ansatz kaputt-theoretisieren würden. Daher ist auch der SXSW-Ansatz sinnvoll das traditionelle Medium Kino und seine Akteure mit neuen Entwicklungen zu konfrontieren, im positiven Sinne natürlich.

[…]

(TCK) Festivals charakterisieren sich durch die Verknappung und die Verdichtung auf einen kurzen, klar definierten Zeitraum. Das FFCGN bespielt bewusst auch den Zeitraum zwischen den Festivalausgaben, bewegt sich gezielt an verschiedene Orte innerhalb der Stadt wie auch im virtuellen Raum. Welche Ziele verfolgen Sie mit dieser abweichenden Strategie?

(JH) FFCGN ist mittlerweile ein Absender, dem von seinem Publikum großes Vertrauen entgegengebracht wird. Warum sollten wir dieses Vertrauen nicht nutzen und unserem Publikum ganzjährig spannende Inhalte anbieten? Wir haben schon vor der Pandemie darüber nachgedacht, wie wir die Gratifikationen, die unser Festival dem Publikum bringt, ganzjährig ins Digitale überführt bekommen. Unsere Antwort heißt FFCGN, und wir haben unsere Webseite zu einer virtuellen Plattform umgebaut, die flankiert von unseren Social-Media-Aktivitäten 365 Tage im Jahr als Digitalmagazin für bewegte Bilder und Popkultur immer, für alle und überall zu rezipieren ist. Dort finden sich nicht nur Beiträge, die die Festivalinhalte anhand von tiefgründigen Interviews und Essays über das Jahr verlängern, wir behandeln dort auch breiter angelegte Themen, die am Puls der Zeit sind. Wir erhoffen uns perspektivisch sehr viel von diesem Schritt. Wir schaffen ein attraktives Umfeld für unsere Partner, in dem sie sich mit ihren Inhalten wohlfühlen, bieten einen Mehrwert für unser Publikum und können so die Marke FFCGN gezielt ganzjährig etablieren und in viele Richtungen ausdifferenzieren. Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass sich daraus für unser Team komplett neue Arbeitsbereiche ergeben und so vielleicht ein Filmfestival der Zukunft entsteht. Wer weiß …?

Macher:innen

(c) Film Festival Cologne

Martina Richter

studierte in Münster und promovierte in Publizistik. 1984 gründete sie einen Musikverlag, der u. a. die weltweit erfolgreiche Popgruppe Alphaville herausbrachte. Mit Lutz Hachmeister entwickelte sie 1991 die Cologne Conference, aus der das Film Festival Cologne hervorging. 1995 entstand die bis heute erfolgreiche international agierende Medienberatung HMR International. Um den großen globalen Herausforderungen u.a. mit Stories for Change zu begegnen, die möglichst viele erreichen und aktivieren, gründete Martina Richter 2019 die SGP Social Globe Projects zur besseren Vernetzung der Bewegtbild-Branche mit den entwicklungspolitischen Akteuren.

 

(c) Film Festival Cologne

Johannes Hensen

verantwortet seit 2014 das Programm des Film Festival Cologne. Zuvor war er im Filmverleih und als freier Kurator und Organisator von Filmreihen- und Events tätig. Er sammelte bereits vor seinem Studium vier Jahre Erfahrungen als Freelancer für diverse nationale und internationale Filmproduktionen. Johannes Hensen studierte Medienwirtschaft in Köln, Newcastle und Bangkok.