exground filmfest

Als biennales kleines Wochenendevent 1991 vom Verein Wiesbadener Kinofestival e.V. gegründet, hat sich das exground filmfest heute nach 30 Jahren zu einem 10tägigen Festival mit überregionaler Bedeutung entwickelt. Die Förderung der Filmkultur in der Hessischen Landeshauptstadt war und ist Antrieb und Ziel dieses ersten Filmfestivals in Wiesbaden.

Anfänglich nur mit einer kleinen Förderung der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgestattet, wird exground Anfang der 2000er Jahre in den Kreis der institutionell geförderten Kulturveranstaltungen aufgenommen. Hatte die Hessische Filmförderung (heute HessenFilm und Medien) über viele Jahre die Förderung des Festivals abgelehnt, zählt das exground filmfest mittlerweile zu den fünf großen Filmfestivals in Hessen und wird auch von HessenFilm und Medien jährlich gefördert.

Das exground filmfest in Wiesbaden gehört zu Deutschlands wichtigsten Filmfestivals für unabhängige internationale und nationale Produktionen und ist dabei auch ein Treffpunkt für Journalisten, Fachbesucher und Gäste aus der Filmbranche. Viele (Debüt)Filme von inzwischen weltweit renommierten Regisseuren wie 9 SOULS von Toshiaki Toyoda, GERRY von Gus Van Sant, THE THREE BURIALS OF MELQUIADES ESTRADA von Tom my Lee Jones, NOKAN – DIE KUNST DES AUSKLANGS von Yojiro Takita, SOMEWHERE TONIGHT von Michael Di Jiacomo, GANTZ 2: PERFECT ANSWER von Shinsuke Sato, AFTER LUCIA von Michel Franco und BETHLEHEM von Yuval Adler feierten in Wiesbaden ihre Deutschland oder EuropaPremiere. Zu Gast in Wiesbaden waren darüber hinaus Größen wie Bundesfilmpreisträger Oskar Roehler, Oscar-Gewinner Les Bernstein oder New-Wave-Ikone Anne Clark.

Im Zentrum des exground filmfest steht, gute Filme zu präsentieren und für die Filmschaffenden den Kontakt mit ihrem Publikum und der Branche zu ermöglichen. Rahmenveranstaltungen wie Workshops, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Partys und Podiumsdiskussionen ergänzen diesen Anspruch. Damit versteht sich exground als Filmfestival für lokale, regionale wie nationale Cineasten und Vertreter der Filmbranche.

Getreu dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ hält das Festival an seinem Kern fest und will nicht größer, weiter und immer mehr, sondern auch in zehn Jahren noch ein Festival sein, das im kulturellen Leben der Landeshauptstadt Wiesbaden fest verankert ist.
(Andrea Wink)

Die kommende Ausgabe des exground Filmfest
findet vom 11. bis zum 20. November 2022 statt

exground.com >>

Exzerpt aus Buch / Leseprobe

Auszug aus dem Beitrag „Solidarität statt Konkurrenz – die neue Kultur des Miteinander von Filmfestivals“ von Andrea Wink (exground Filmfest)

Für das exground filmfest 2021 konnten wir dann auch schon auf einiges zurückgreifen, was wir uns 2020 angeeignet hatten, und sogar noch weiter optimieren. Das betraf zum Beispiel die Live-Übertragung der Eröffnungsreden, der Lesung und der Preisverleihung, die über unsere Social-Media-Kanäle kostenfrei zugänglich waren. Im Jahr 2021 fand exground filmfest dann wirklich dual statt – vor deutlich reduziertem Publikum und mit ausgeklügeltem Hygienekonzept und ein Großteil des Filmprogramms auch über unsere schon bewährte Online-Plattform. Die Videogrüße der Regisseur:innen behielten wir ebenfalls bei: Zum einen nutzten wir sie als Werbung für die Filmprogramme, und zum anderen spielten wir sie vor Ort ein, wenn Filmschaffende zu den Diskussionen mit dem Publikum nicht anreisen konnten.

All dies zeigt deutlich: Die Pandemie hat uns gelehrt, neue Formen für die Festivalpräsentation zu entwickeln und dadurch in andere Medienbereiche vorzudringen. Inwieweit wir das alles in den nächsten Jahren fortführen werden, können wir gegenwärtig noch nicht im Einzelnen abstecken. Im Hinblick auf weitere zukünftige Problemstellungen wie die Klimakrise und Bemühungen, auch Bevölkerungsgruppen mit wie auch immer gearteten Mobilitätseinschränkungen den Zugang zum exground filmfest zu ermöglichen, werden diese neu gewonnen Möglichkeiten ebenfalls neu bewertete werden. Allerdings ist in Zeiten von Corona auch deutlich geworden, dass Filmfestivals stark vom gemeinschaftlichen Erlebnis eines Publikums im Kinosaal und vom Austausch der Filmschaffenden mit eben diesem Publikum (für das sie ihre Filme ja gemacht haben) vor Ort leben. Diese Qualität scheint mittels On-Demand-Angeboten nicht realisierbar.

Versteht man Solidarität als Form des Zusammenhalts in Krisen- wie in Problemsituationen so zeigt sich – trotz des unvermeidbaren Wettbewerbs um die herausragendsten Filme eines Jahrgangs – die gegenseitige Unterstützung in der Filmfestivallandschaft als entscheidende Haltung und gelebte Kultur. Damit lässt sich vielleicht auch die Entscheidung von exground filmfest erklären, für goEast Programmplätze einzuräumen und dem befreundeten Festival die Möglichkeit zu bieten, sein Wettbewerbsprogramm vor Publikum im Kino zu zeigen (also an dem Ort, an den Filme hingehören).

Auch unter den hessischen Filmfestivals gibt es bereits seit rund 20 Jahren ein Netzwerk, das der gegenseitigen Unterstützung dient. Angedockt beim Film- und Kinobüro Hessen ist der Verbund hessischer Filmfestivals eine Plattform für die Interessenvertretung vieler Filmfestivals in Hessen. Vom Kinder- und Jugendfilmfestival, der Visionale, der Werkstatt der Jungen Filmszene, über LUCAS – dem Internationalen Filmfestival für Junge Filmfans, über die mit Länderschwerpunkten gesetzten Festivals wie Cuba im Film, Nippon Connection und dem goEast bis hin zum LICHTER Filmfest Frankfurt International, dem Dok Filmfest in Kassel oder den satirischen Rüsselsheimer Filmtagen befinden sich über 20 Filmfestivals im Verbund, wie auch das exground filmfest als eines der Gründungsmitglieder. Solidarität und Unterstützung sind in diesem Kreis sehr konkret zu verstehen.

Macher:innen

 (c) Wiesbadener Kinofestival e.V

Andrea Wink

studierte Kunstgeschichte in Frankfurt a.M. und ist Mitbegründerin wie Teil des Leitungsteams von exground filmfest. Neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für das Filmfest kuratiert sie Film- und Fortbildungsprogramme. Von 2005 bis 2006 war sie Mitglied im Verwaltungsrat der Europäischen Koordination der Filmfestivals. Seit 2013 ist sie Vorstandsmitglied im Bundesverband AG Kurzfilm und aktiv in der AG Filmfestival, im Hessischen Festivalverbund sowie in weiteren Institutionen.

5 Fragen

Buch-/Webprojekt „Filmfestivals – Krisen, Chancen, Perspektiven“

1. Gut 30 Monate nach dem ersten pandemiebedingten Lockdown, was waren die größten Bedrohungen, Leistungen, Gewinne, Überraschungen, die Sie mit Ihrem eigenen Festival erlebt haben?
Das wir 2020 ein Online-Festival geschafft haben, 2 Wochen nachdem der Lockdown da war, empfinde ich als größte Leistung unseres kleinen Teams. Gewinne kann ich nicht sehen, außer, dass man bei Planungen viel flexibler geworden ist. Die größte Bedrohung war der Stress, immer wieder alles umzuplanen im 2020er Jahr ist an die Nerven gegangen.

 

2. Aktuell ist die Situation der Filmfestivals neben den (Post-)Pandemie-Folgen von weiteren kritischen Einflüssen geprägt. Welche Aspekte haben auf das Festival derzeit die größten Auswirkungen?

Wegfall vieler Sponsoren. Wie erwartet im Jahr drei der Pandemie. Das ist reist ein Loch ins Budget.

 

3. Schon heute werden manche Lichtspielhäuser tageweise geschlossen. Fürchten Sie nach der pandemiebedingte Schließung der Kinos nun einen (erneuten) Verlust ihres/r Partnerkinos und was bedeutet dies für das Festival?

Nein wir fürchten keinen Verlust unserer Partnerkinos. Fast alle Kommunale Kinos oder von Stadt und Land gefördert.

 

4. Welche Form der Unterstützung wäre am hilfreichsten in der aktuellen Situation des Filmfestivals und von wem/welcher Einrichtung sollte diese Unterstützung ermöglicht werden?

Höhere Finanzierungen durch Stadt und Land.

 

5. Wo sehen Sie das Festival im Jahr 2025 und wie denken Sie, sieht dann die deutsche Filmfestivallandschaft aus?

Noch immer da wo es jetzt ist, in Wiesbaden als kulturelles Highlight im November. Ich denke wir werden 2025 weniger Festivals haben.